05 Risiko No 3: Psychische- und Verhaltensstörungen

Liebe Patienten,

Wir haben in der letzten Ausgabe das Risiko Krebs sowie dessen Prävention näher betrachtet. Dabei wurde deutlich, dass es unklar ist, wie man die Ursachen von Krebs signifikant reduzieren kann – abgesehen von Maßnahmen wie dem Verzicht auf Rauchen und der Vermeidung von Stoffwechselkrankheiten. Doch unser heutiges Thema ist noch brisanter: Denn während man einen Krebs früh erkennen und behandeln kann, geht dies bei psychischen Krankheiten und Verhaltensstörungen kaum oder gar nicht. Umso wichtiger ist es, sich anzuschauen, wie man sein Risiko, eine solche zu bekommen, drastisch senken kann.

Welche Rolle spielt Demenz unter den führenden Todesursachen Deutschlands?

Psychische und Verhaltensstörungen sorgen als Todesursache No. 4 für 66.918 Todesfälle in 2023 (1). Von diesen ist Demenz für 90% der Todesursachen verantwortlich (2). Es handelt sich um einen allgemeinen Begriff, der eine große Bandbreite an Symptomen beschreibt, die im Zusammenhang mit einem Nachlassen des Gedächtnisses oder anderer Denkfähigkeiten auftreten. Im Extremfall ist die Krankheit tödlich, da der fortschreitende Verlust kognitiver Funktionen letztlich zu einer Unfähigkeit führt, lebenswichtige Körperfunktionen zu steuern (2). Wieso dieser Prozess genau passiert – und damit wie man ihn aufhalten/ umkehren kann – ist leider nicht ausreichend verstanden. Aktuell werden mehrere Heilmethoden getestet, diese sind aber noch in den Kinderschuhen (3). Prävention scheint die einzige Möglichkeit zu sein, die Krankheit zu vermeiden oder signifikant zu verzögern. Weitere Informationen finden Sie hier (a) (b) (c). Wir wissen, dass Demenz, wie andere Krankheiten, Jahrzehnte braucht, bis sie zum Todesfall führt (2). Das sind wie immer gute Neuigkeiten, denn wenn man weis wie man präventiv handeln kann, hat man ausreichend Zeit die Risikofaktoren zu reduzieren.

Kann man Demenz vorbeugen?

Als die wichtige Präventionsmaßnahme wird oft das Vermeiden von Stoffwechselkrankheiten (4) und hohe kognitive Aktivität zitiert (5). Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes fördern den Fortschritt der Demenz. Daher ist es für Personen mit hohem Risiko sehr wichtig, Stoffwechselkrankheiten im Fokus zu haben. Wie man seine Stoffwechselgesundheit testet und sich um diese kümmert, beschreiben wir hier. Ein anderer Hebel für Prävention: die kognitive Belastung hoch halten. Das geht durch geistige, aber auch körperliche Aktivität. Die Koordination von komplexen Bewegungen wie bei Teamsportarten oder Kniebeugen im Fitnessstudio fördert das Gehirn und damit dessen Resilienz (5). Wie mit allem, haben wir nur begrenzt viel Zeit am Tag. Wie erfährt man, ob man Zeit für die Prävention von Demenz investieren sollte?

Verstehen wo man steht – Basisdiagnostik

  • Selbsttests & Arzttests bei Verdacht auf bereits bestehende Demenz
Es gibt keinen eindeutigen, non-invasiven, frei zugänglichen Test, der klar ausdrückt, ob man Demenz hat. Oft sind es mehrere kognitive Tests wie Gedächtnistests, die bei Verdacht über längere Zeit gemacht werden. Ein einzelner Test reicht leider nicht aus. Wer Interesse hat, kann den Test hier machen, um einen ersten Eindruck zu bekommen (6).
  • ➕ Der Test ist ein guter erster Schritt um zu verstehen ob man Demenz hat
  • ➖ Der Test sagt nichts über das individuelle Risiko bevor Demenz eingetreten ist
Es wäre natürlich wünschenswert, wenn jeder Demenz-Prävention betreiben würde. Doch die begrenzte Zeit im Alltag macht es schwer, zu entscheiden, ob Prävention gegen Demenz Vorrang vor anderen Maßnahmen haben sollte. Die moderne, fortgeschrittene Diagnostik kann hier Klarheit schaffen, indem sie das Risiko lange vor dem Auftreten der ersten Symptome ermittelt.

Verstehen wo man steht – Fortgeschrittene Diagnostik

  • ApoE
  • Brain imaging
  • Cerebrospinal fluid (CSF)
Wenn man wissen möchte, ob man Teil der Risikogruppe Demenz ist, gibt es mehrere Möglichkeiten. Leider finden bildgebende Verfahren wie das MRT oder CT nur etwas, wenn bereits erste Anzeichen sichtbar sind. Ähnlich ist das mit der Analyse der Flüssigkeit im Rückenmark CSF (7). Deutlich frühere Anzeichen gibt eine Gentest, der mit einer Blutprobe entnommen werden kann: das ApoE. Abhängig vom Ergebnis kann das Alzheimer-Risiko einer Person bis zu 30-fach höher sein (8).

Die Möglichkeiten und Risiken der Demenzdiagnostik

Während ApoE das Risiko beziffert, bleibt Risiko lediglich eine Wahrscheinlichkeit. Vielleicht tritt die Krankheit nie auf. Einige Personen werden einen schlechten Wert als Anreiz sehen, Prävention zu priorisieren. Andere könnten sich dadurch zusätzlich gestresst fühlen. Mehr Stress kann schädlich sein. Daher sollte es individuell überlegt sein, ob man Transparenz als Motivation zur Prävention sieht. Wenn nein, stellt sich die Frage, ob die fortschrittliche Diagnostik für einen persönlich eine gute Idee ist. Wir sehen den Mehrwert dieser Werte und glauben, dass Transparenz zur Priorisierung und damit zu einem möglichst gesunden Leben führt. Während die privaten Krankenkassen den ApoE oft übernehmen und empfehlen, tun es die gesetzliche Krankenkasse nicht. Die CTs/ MRTs sind in diesem Fall von keiner Kasse übernommen. Was in welchem Check-up drin ist, sehen Sie hier. Wir hoffen die Übersicht schafft etwas Transparenz bezüglich der Handlungsoptionen zum Thema Prävention! Bei Fragen sprechen Sie uns gern drauf an. Mit freundlichen Grüßen, Ihr Praxis-Team

(1) Todesursachen (no date). https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Todesursachen/_inhalt.html#235880.

(2) Im Jahr 2022 sind 21,8 Prozent mehr Menschen in NRW aufgrund von Krankheiten des Atmungssystems gestorben als im Jahr zuvor (no date). https://www.it.nrw/2022-an-krankheiten-des-atmungssystems-gestorbene.

(3) Ezkurdia, A., Ramírez, M.J. and Solas, M. (2023) ‚Metabolic syndrome as a risk factor for Alzheimer’s disease: A focus on insulin resistance,‘ International Journal of Molecular Sciences, 24(5), p. 4354. https://doi.org/10.3390/ijms24054354.

(4) Ezkurdia, A., Ramírez, M.J. and Solas, M. (2023) ‚Metabolic syndrome as a risk factor for Alzheimer’s disease: A focus on insulin resistance,‘ International Journal of Molecular Sciences, 24(5), p. 4354. https://doi.org/10.3390/ijms24054354.

(5) Cheng, S.-T. (2016) ‚Cognitive Reserve and the Prevention of Dementia: the Role of Physical and Cognitive Activities,‘ Current Psychiatry Reports, 18(9). https://doi.org/10.1007/s11920-016-0721-2.

(6) AOK, Test: Ist es Demenz?,  https://www.aok.de/pk/magazin/cms/fileadmin/gemeinschaftlich/pdf/pflege-vorbessern-demenz-test.pdf

(7) Earlier diagnosis (no date). https://www.alz.org/alzheimers-dementia/research_progress/earlier-diagnosis.

(8) Reiman, E.M. et al. (2020) ‚Exceptionally low likelihood of Alzheimer’s dementia in APOE2 homozygotes from a 5,000-person neuropathological study,‘ Nature Communications, 11(1). https://doi.org/10.1038/s41467-019-14279-8.

(a) Demenz | Bedeutung und Ursachen einfach erklärt (no date). https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/d/demenz.

(b) Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V., Die Häufigkeit von Demenzerkrankungen, https://www.deutsche-alzheimer.de/fileadmin/Alz/pdf/factsheets/infoblatt1_haeufigkeit_demenzerkrankungen_dalzg.pdf

(c) Bird, T.D. (2018) Alzheimer Disease overview. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK1161/.