04 Risiko No 2: Bösartige Neubildungen

Liebe Patienten,

Wir haben in der letzten Ausgabe das Risiko des Herzinfarkts und Schlaganfalls sowie deren Prävention näher betrachtet. Der Elefant mitten im Raum: Die Statistik, dass über 70% der Tode durch Herzinfarkt & Schlaganfall vermeidbar sind (1). Das ist bei Krebs ähnlich. Daher schauen wir uns nachfolgend an, wie man sein Risiko an Krebs zu sterben drastisch senken kann – für ein gesundes Leben weit über 90 Jahre!

Welche sind die großen Hebel der Krebsprävention?

Krebs ist das Ergebnis von unkontrolliertem Zellwachstum. Als Todesursache No. 2 in der Bundesrepublik ist Krebs im Jahr 2023 für 230.292 Tode verantwortlich (2). Die Tumore zerstören umliegendes Gewebe und breiten sich überall im Körper aus. In mehr Detail: (a); (b); (c); (d). Manche Krebsarten kann man gut „von Weitem kommen sehen“, wie z.B. Lungenkrebs – meistens bedingt durch langes Rauchen. Oft ist die Entstehung aber plötzlich. Man sagt, dass je nach Krebsart ein Tumor innerhalb eines bis drei Jahren entstehen kann. Daher die Empfehlung der Kassen, den Krebs-Check-up alle paar Jahre zu wiederholen (3).

Die Herausforderungen der Krebsprävention im Alltag

Ein offensichtlicher Hebel ist nicht zu rauchen. Was viele nicht wissen: Tabak korreliert nicht nur mit Krebs in der Lunge, sondern in über 10 weiteren Organen. Weiterhin lohnt es sich, Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes zu vermeiden. Diese gelten als fruchtbarer Nährboden für den Krebs, wie wir bereits zuvor gehört haben. Nach den zwei Tipps wird’s kompliziert: Wer versucht, maximal viele Krebserreger zu vermeiden, wird überrascht. Aktuell zählt die Datenbank der Erreger bei Menschen alleine über 549 Einträge (4). Problematisch wird es wieder mit der Umsetzbarkeit, denn unter den Erregern sind nicht nur offensichtliche Elemente wie Uran sondern Alltägliches wie rotes Fleisch und Alkohol (5). Wenn man seine Suche ausweitet, wird man mit noch viel mehr Meinungen und Spekulationen konfrontiert, was die Aufgabe, alle Erreger zu erkennen und zu vermeiden, unheimlich erschwert. Richtig fies wird’s, wenn man auf Grund des individuellen genetischen Profils trotzdem Krebs bekommt – trotz Verzicht und Askese. Wie immer sind wir an einer Lösung interessiert, die wenig Aufwand bereitet und daher nachhaltig ist. Wir schließen wir uns der populären Meinung an, dass die beste und effektivste Prävention regelmäßige Screenings sind (6). Ein Arzttermin und schon hat man vorgesorgt. Die Therapiemöglichkeiten werden mit der Zeit durchaus besser. Oft ist aber der größte Indikator, ob man einen Krebs überlebt, die Antwort auf die Frage „Wie früh wurde Ihr Krebs erkannt?” – also wären wir wieder bei der Früherkennung.

Verstehen wo man steht – Basisdiagnostik

  • Gebärmutterhalskrebs
  • Brustkrebsscreening
  • Hautkrebsscreening
  • Prostatakrebsscreening
  • Darmkrebsscreening
Zum Glück gibt es eine Reihe an Krebs-Check-ups, die man machen kann (3). Wenn Sie alle diese in Anspruch nehmen, haben Sie bereits Kontrolle über die wichtigsten 4-8 Krebsarten erlangt und damit bis zu 35% des Krebsrisikos abgedeckt (7). Das schöne: diese sind von den Kassen für alle kostenlos zugänglich.
Es ist sehr empfehlenswert, diese in Anspruch zu nehmen. Leider tun es aber nur die wenigsten (6). Diese setzten sich damit unnötig dem Krebsrisiko aus, vor allem wenn Krebs bereits Thema in der Familie war.
  • ➕ Die gesetzlichen Krebs-Check-ups sind ein guter erster Schritt um die wichtigsten 4-8 Krebsarten im Auge zu behalten
  • ➖ Die Checks lassen die anderen 50+ Krebsarten leider außer Acht
  • ➖ Die Checks erfordern leider mehrere Arztbesuche, falls man den Krebs-Check-up von dem jeweiligen Spezialisten machen möchte

Verstehen wo man steht – Fortgeschrittene Diagnostik

  • Sonographie aller Organe
  • MRT / CT
  • Liquid Biopsy
Moderne Diagnostik ermöglicht es, fast alle Krebsarten in nur einem Arzttermin zu screenen. Damit haben Patienten ein Instrument, um die anderen 50+ Krebsarten im Blick zu behalten, die beim gesetzlichen Krebs-Check-up nicht betrachtet werden – und das sehr bequem in einem Termin. Es geht um das MRT (8) und die Liquid Biopsy (9). Diese kommen aber auch mit einigen Bedenken. Das Ganzkörper-MRT produziert mit starken Magnetfeldern ein detailliertes Bild des Körpers im Querschnitt. Damit sieht man Krebs, während dieser noch sehr klein ist – bis zu 1mm im Durchmesser (8). Der Nachteil des Verfahrens ist, dass man eben alles sieht. Nicht alles ist aber gleich Krebs – es gibt gutartige, rapide Zellbildungen. Daher ist nicht immer der nächste Schritt nach einem Befund eine Behandlung, manchmal ist der richtige Ratschlag erstmal „zu beobachten“. Mancher, der in der Situation schonmal war, wird berichten, dass die Unsicherheit vom „Beobachten“ emotional anstrengend sein kann. Daher ist diese Option Personen empfohlen, welche für Transparenz emotional gewappnet sind.

Wie kann man das persönliche Krebstodrisiko maximal reduzieren?

Des Weiteren gibt es die Liquid Biopsy. Das ist eine neue Form des Krebs-Screenings, bei der im Blut nach zellfreier DNA gesucht wird, die ein Indikator ist, dass man Krebs hat. Also vereinfacht: ein Bluttest. Hier sind die Ergebnisse sehr vielversprechend, tragen aber einige Fehler mit sich, wie alle Krebs-Frühwarnsysteme (9). Daher ist ein spannender Vorschlag, beide Methoden in Reihe zu schalten, sodass man doppelte Sicherheit hat. Erst den Bluttest – die Liquid Biopsy – und wenn hier etwas verdächtig ist, ein Ganzkörper-MRT hinterher. Ein Basis Check-up ist ein toller erster Schritt um Krebs zu vermeiden. Wir können nur wärmstens empfehlen, dass jede Person diese Checks, die auch von den Kassen zu 100% übernommen werden, wahrnimmt. Wer mehr Detailtiefe haben möchte, kann mit einem detaillierteren Check-up die Sonographie aller Bauchorgane bekommen oder kann Sich bezüglich eines MRTs in der Umgebung erkundigen. Während die privaten Krankenkassen die Sonographie oft übernehmen und empfehlen, tun es die gesetzliche Krankenkasse nicht. Die CTs/ MRTs werden in diesem Fall von keiner Kasse übernommen. Was in welchem Check-up drin ist, sehen Sie hier. Wir hoffen die Übersicht schafft etwas Transparenz bezüglich der Handlungsoptionen zum Thema Prävention! Bei Fragen sprechen Sie uns gern drauf an. Mit freundlichen Grüßen, Ihr Praxis-Team

(1) Prävention – So können Sie dem Schlaganfall vorbeugen (no date). https://www.schlaganfall-hilfe.de/de/verstehen-vermeiden/risiken-erkennen-und-vermeiden/tipps-zur-vorsorge/allgemein.

(2) Todesursachen (no date). https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Todesursachen/_inhalt.html.
(3) Krebsvorsorge und Früherkennung | AOK (no date). https://www.aok.de/pk/leistungen/krebsvorsorge-frueherkennung/.

(4) Agents Classified by the IARC Monographs, Volumes 1–136 (no date). https://monographs.iarc.who.int/agents-classified-by-the-iarc/.

(5) WHO, List of classifications by cancer; https://monographs.iarc.who.int/wp-content/uploads/2019/07/Classifications_by_cancer_site.pdf

(6) Krebs erkennen – je früher, desto besser (no date). https://www.hansemerkur.de/krebs-erkennen.

(7) Die 10 häufigsten Todesfälle durch Krebs (no date). https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Todesursachen/Tabellen/sterbefaelle-krebs-insgesamt.html.

(8) What cancer screening tests check for cancer? (2024). https://www.cancer.gov/about-cancer/screening/screening-tests.

(9) Connal, S. et al. (2023) ‚Liquid biopsies: the future of cancer early detection,‘ Journal of Translational Medicine, 21(1). https://doi.org/10.1186/s12967-023-03960-8.

(a) Was ist Krebs, was ist ein Tumor und was sind Metastasen? (2021). https://www.krebsinformationsdienst.de/was-ist-krebs.

(b) Krebs (no date). https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/gesundheitsgefahren/krebs.

(c) Was ist Krebs? (no date). https://www.dkfz.de/de/aktuelles/was-ist-krebs.html.

(d) Die Strahlentherapie bei Krebs (no date). https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/therapieformen/strahlentherapie-bei-krebs.html.